Samstag, 19. September 2015

Christen, Schiiten, Kurden

Christen

Das Christentum in Syrien hat eine lange, bis zur Bekehrung des Damaskus zurückreichende Geschichte. Rund 60 % der Christen gehören der syrischen-orthodoxen-Kirche an.
Im November 2011 dankte Patriarch Ignatius bei einem Besuch von Patriarch Kyrill  in Damaskus dem russischen Patriarchen und allen Bürgern Russlands für ihr Mitgefühl und ihre Unterstützung.
In einer Verlautbarung vom März 2012 beklagt die syrisch-orthodoxe Kirche „ethnische Säuberungen  gegen Christen“ in der Stadt Homs durch Mitglieder der Faruq-Brigaden der Freien Syrischen Armee. Militante bewaffnete Islamisten hätten demnach schon 90 % der Christen aus Homs vertrieben.Die Faruq-Brigaden gaben dem Spiegel im April 2012 ein Interview, indem sie die Anschuldigungen entscheidend zurückwiesen. Ihr Sprecher Abdel-Razaq Tlas, Neffe des ehemaligen syrischen Verteidigungsministers Mustafa Tlas, warf dem Fidesdienst der katholischen Kirche vor „unsere Revolution in den Dreck ziehen zu wollen“.
Syrische Christen  warnten, auch mit Hinblick auf Kämpfe zwischen arabischen Rebellen und den kurdischen Volksverteidigungseinheiten  (YPG) im Gouverment al-Hassaka, vor einer massiven Flüchtlingswelle der christlichen Glaubensgemeinschaft, sollte die Provinz in die Hände arabischer Rebellen fallen. Assyrische/Aramäische Christen gründeten daraufhin auch ihre ersten eigene Milizen wie die Sutoro und den Militärrat der Suryoye, die der Suryoye Einheitspartei nahestehen und mit der kurdischen YPG an der Front kämpfen.

Schiiten

Die schiitische Minderheit Syriens sieht in den Aufständischen zumeist keine Freiheitskämpfer, sondern Terroristen. In Gebieten, die von der syrischen Armee nicht mehr kontrolliert werden, müssen Schiiten akut um ihr Leben fürchten. Deswegen neigen sie dazu, das brutale Vorgehen der Regierungstruppen gegen Aufständische und Oppositionelle zu tolerieren und werden daher als Unterstützer Assads wahrgenommen. Derselbe Gegensatz spaltet auch einige der Nachbarländer Syriens, weswegen vor einem regionalen Übergreifen bei einer zunehmenden Verschärfung des Konflikts gewarnt wird. Neben dem Irak wird hier meist der Libanon genannt.

Kurden


Kurden bilden die größte nichtarabische Bevölkerungsgruppe Syriens und stellen mit etwa 1,7 Millionen knapp 10 % seiner Einwohner. Meist siedeln sie im Nordosten des Landes, entlang der fast 1000 km langen syrisch-türkischen Grenze sowie der syrisch-irakischen Grenze im Gouverment al-Hassaka und im Gouverment Aleppo. 1965 wurde von der syrischen Regierung die Schaffung eines Arabischen Gürtels  entlang der syrisch-türkischen Grenze angekündigt und 1973 durchgeführt, wobei beduinische Araber innerhalb des Gürtels angesiedelt wurden. Zudem war 20 Prozent der syrischen Kurden in der Volkszählung von 1962 in al-Hasaka  die syrische Staatsbürgerschaft entzogen worden, da sie illegal aus der Türkei nach Syrien eingewandert seien. Kurden waren von der Teilhabe am Staatskörper weitgehend ausgeschlossen. Es fand eine Arabisierungspolitik in Syrien statt.
Im März 2011 gab das syrische Ministerium für Arbeit und Soziales bekannt, dass Kurden, die keine syrische Staatsbürgerschaft besitzen, ab sofort ein Recht auf Arbeit hätten. Am zweiten Aprilwochenende 2011 wurde bekanntgegeben, dass diejenigen Kurden innerhalb Syriens, welche über keinerlei Staatsbürgerschaft verfügen, die syrische erhalten sollen. Dies betrifft aber nur registrierte Staatenlose (adschanib). Unregistrierte Staatenlose (maktumin) werden nicht berücksichtigt, die syrische Staatsbürgerschaft wird ihnen weiterhin vorenthalten.
Die wichtigsten kurdischen Organisationen sind der aus 15 Parteien bestehendeKurdische Nationalrat sowie die PYD. Seit Juli 2012 arbeiten sie im Hohen Kurdischen Komitee  zusammen. Die PYD und andere kurdische Parteien unterhalten bewaffnete Einheiten, die in den von Kurden bewohnten Regionen aktiv sind.
Die kurdischen Parteien verlangen eine vollständige Rücknahme der Ausbürgerungen von 1962, sprachliche und kulturelle Rechte sowie eine Anerkennung der Kurden als eigenständige Nation. Drei mehrheitlich kurdisch besiedelte Kantone schlossen sich Anfang 2014 zu einem de facto unabhängigen Teilstaat Rojava zusammen und proklamierten die Autonomie.



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